Glory to God – Geistliche Abendmusik in Köngen

Am 2. Adventssonntag hatte die katholische Kirchengemeinde Köngen zu ihrem traditionellen Adventskonzert eingeladen. Die Programmankündigung versprach Gewohntes, aber auch völlig Unbekanntes, mit dem Chor Zum Guten Hirten und der Jugendkantorei.
Mit einer Vertonung des „O magnum mysterium“ von T. L. de Victoria, einem Meister der spanischen Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts, wurde die Abendmusik durch den Chor Zum Guten Hirten eröffnet.
Camille Saint Saëns´ Oratorium de Noël op. 12 findet sich fast so häufig in den vorweihnachtlichen Programmen wie Bachs Oratorium. Saint Saëns lässt dabei aber die trompetenüberglänzte Festlichkeit eines Johann Sebastian Bach außen vor und ist mehr dem Lyrischen der französischen Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts zugetan. Mit Michael Spors an der Mönch-Orgel, der Harfenistin Eva Bredl und der Camerata Grinio mit Joachim Ulbrich am ersten Pult hatte der Chor zuverlässige Musiker zur Seite, die die Freude an der gemeinsamen Interpretation des Werkes hörbar machten.
Auch bei den Teilen, die den Vokalsolisten vorbehalten waren, spürte man eine enge Verbundenheit mit Chor und Instrumentalisten. Philipp Jahns lyrische Tenorstimme konnte man als Idealbesetzung bezeichnen. Gundula Peyerl und Jens Paulus zeigten besonders im Duo „Benedictus“, das instrumental nur mit Harfe und Orgel besetzt ist, Einheit und Freude am Musizieren und die Rubati wurden trotz erheblicher Entfernung zwischen Orgel und Vokalisten zum Hörgenuss.
Anica Wulf bewies, dass sie trotz ihres jugendlichen Alters der überaus anspruchsvollen Partie für Mezzo-Sopran gewachsen war. Auch die Chorsopranistin Carolin Mann fügte sich sehr schön in das solistische Vokalensemble ein.
Der Chor Zum Guten Hirten war durch Leiter Paul Theis bestens vorbereitet und stand mit ausgeglichener Dynamik und Deklamation dem Niveau von Soli und Instrumentalisten in nichts nach.
In der Mitte des Programms hatte die Jugendkantorei mit John Jacob Niles’ „I wonder as I wander“ einen ersten Anteil an der Gestaltung des Abends. Die beiden Solisten Mika Beckmann und Samuel Dieterich stimmten à cappella den ersten Vers der Vertonung mit routinierten Soprantimbre an. Im weiteren Verlauf des dreistimmigen Chorarrangement zeigten die beiden Knaben eine sängerische Qualität, die man eher in einem der bekannten Knabenchöre verorten würde. Die klangliche Qualität des Ensembles wurde seiner Namensgebung gerecht – Jugendkantorei.
Für den abschließenden Teil des Abends stand „Glory to God“, eine Gospelkantate des amerikanischen Komponisten Marvin V. Curtis, auf dem Programm. Die Suche nach diesem Werk in den üblichen Medien bleibt erfolglos.
Laut Programm hatte Dirigent Paul Theis das ursprünglich für Blechbläser, Orgel und Chor komponierte Werk mit Hilfe von Kollegen „ausgegraben“. Mit Streicher, Orgel, Harfe, Soli und Chor wurde die Aufführung von „Glory to God“ zur idealen Ergänzung zur Besetzung des Saint Saëns – Oratoriums.
Chor und Instrumentalisten erreichten mit großer Musizierfreude das Publikum. Die Stimmen der Jugendkantorei stellten erneut ihre großartige Leistung in den lyrischen Ariosi unter Beweis. Mehrfach war aus Stimmen des Publikums noch während der Aufführung zu vernehmen: „Eine solch beachtliche Leistung, vor allem im Nachwuchsbereich, ist in einer kleinen Gemeinde wie Köngen nicht unbedingt zu erwarten“.
(Damaris Birenbaum)